Handwerker-Brunnen

In den letzten Kriegstagen 1945 fiel eine Bombe in ein Haus in der Spiekerstraße in der Nähe der heutigen Buchbinderei Spiegel. Der Brunnen, der sich dort befand, wurde von den herabstürtzenden Trümmern beschädigt.

Ich fragte bei der Handwerkskammer nach, und freundlicher Weise schicke man mir ein Foto des ehemaligen Brunnens per E-Mail (Herr Thieme von der Pressestelle) zu.

Es wird angenommen, dass dieser Brunnen etwa um 1930 vom Frankfurter Steinmetzmeister Fürstenberg geschaffen wurde. Der Brunnen bestand aus einem etwa einen Meter hohen Postament aus Muschelkalk. Eine Brunnenschale stand in einem Brunnenbecken. Auf vier Seiten des runden Postamentes sind auch vier Handwerker - ein Schmied, Tischler, Bäcker und Schuster - mit ihren charakteristischen Tätigkeiten figürlich aus dem Stein herausgeschlagen worden. Vermutlich haben diese Gewerke gemeinsam den Brunnen in Auftrag gegeben und sich selbst damit ein Denkmal setzen wollen. Über den dargestellten Handwerkern läuft ein Textband herum. Der Text ist ein Goethe-Zitat: „Handwerk ist Werk der Hand, beseelt vom Herzen, geleitet vom Verstand.“ Als der Brunnen einst funktionierte fiel vermutlich das Wasser aus einer kleinen Fontäne in die obere Brunnenschale und dann aus den vier zwischen den Bildern angebrachten Wasserspeiern in das Brunnenbecken.

Wie bereits erwähnt, habe ich viele interessant Gespräche mit älteren Bürgern der Stadt geführt, die sehr aufgeschlossen zu meinen Recherchen waren. So erzählte man mir die folgende Geschichte über den Verbleib des Brunnens: "Ein Handwerker soll die Trümmer des Brunnens in den Tagen nach dem Krieg mit sich genommen haben. Nach bestem Können will er ihn auch repariert haben und bot ihn der Handwerkskammer für einen """"Gefallen """"  den sie ihm erweisen sollten an. Diese lehnte dankend sein Begehren ab, und daraufhin nahm er ihn wieder mit. Aus Frust soll er ihn dann ins Schlaubetal zur Kupferhammer Mühle gebracht haben."